So allmählich müssen wir uns dieses Jahr wieder von den frischen Blattsalaten aus unserer Region verabschieden. Und Salate, die eine weiter Reise hinter sich haben, enthalten nur noch wenige Vitalstoffe. Was bleibt sind Feldsalat und einige Kräuter, die sich noch bis zum Frost im Garten halten. Damit ist dies die Zeit, wieder an das Keimen von eigenen Sprossen zu denken. Wie wäre es, in diesem Jahr gleich jetzt im Herbst damit zu beginnen? Es macht Spaß und ist eine wunderbare Prophylaxe vor Infekten.
Der Keimprozess ermöglicht es uns, die Sprossenkeimlinge mit all ihren wertvollen Inhaltstoffen roh zu uns nehmen zu können. Durch die Keimung werden die harten Samenkörner weich und gut bekömmlich, da sich ihre Struktur grundlegend verändert. Enzyme werden durch das Wasser aktiviert und bringen den Stoffwechsel und das Wachstum der ruhenden Samen in Gang. Die Produktion von Nährstoffen, Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen und anderen Vitalstoffen wird beim Keimen angekurbelt – das Samenkorn beginnt zu wachsen und zu leben.
Das Keimen von Samen, Nüssen, Getreide und Hülsenfrüchten erhöht deren Enzymanteil auf das bis zu 43-fache des ungekeimten Samenkorns. Beim Verzehr von Sprossen können diese bioverfügbaren Enzyme unseren Organismus aktivieren und uns dabei helfen, die Nährstoffe, die wir mit unserer Nahrung zu uns nehmen, besser zu verdauen. Das Keimen von Getreide und Hülsenfrüchten verwandelt diese auch zu basischen Lebensmitteln. Im Handel gibt es deshalb schon viel gekeimte Getreideprodukte und Hülsenfruchtprodukte zum kaufen. Es macht aber auch viel Spaß, den Sprossen beim Keimen zuzusehen und selbst leckere Mahlzeiten damit zu kreieren.
Ein Salat aus verschiedenen Sprossen enthält – verglichen mit einem herkömmlichen Salat aus beispielsweise Kopfsalat – fünfmal mehr Proteine, sechsmal mehr Vitamin C und siebenmal mehr Vitamine des B-Komplexes.
Sprossen enthalten große Mengen an Antioxidantien, die Zellschäden abwenden und uns zugleich vor zu frühem Altern schützen.
Keimung von Sprossen:
Das eigene Küchengärtchen mit Sprossen ist einfach und kostengünstig. Es gibt mittlerweile eine reiche Auswahl an Sprossengläsern, Kresseigel und Sprossengeräten zu kaufen, man kann aber auch einfach mit einem Einweckglas starten, das man mit einem durchlässigen Baumwolltuch abdeckt, durch das das Wasser laufen kann.
Für den Keimprozess brauchen die Sprossen Luft und Feuchtigkeit. Sie sollten daher regelmäßig mit frischem Wasser durchgespült werden, damit sie feucht bleiben, aber nicht im Wasser liegen und nicht schimmeln. Die Keimzeit variiert je nach Art der Sprossen und nach persönlichen Vorlieben zwischen 2 und 8 Tagen.
Bleiben die Sprossen etwas länger im Behälter, bilden sie grüne Blätter aus und werden zu kleinen Pflänzchen, die jedoch ebenfalls essbar und sehr nahrhaft sind. Auf diese Art kann man sogar sein eigenes Gerstengras oder Weizengras ziehen und gesunde Smoothies daraus bereiten.
Einige Inhaltsstoffe und Wirkspektren von beliebten Sprossen:
Kresse enthält Vit C, Calc, Eisen, Folsäure, Eiweiß.
Sie wirkt gut bei Schilddrüsenüberfunktion, beugt Herz-Kreislauferkrankungen vor und wirkt blutverdünnend, blutdrucksenkend und entwässernd. Kresse wirkt dadurch auch entgiftend.
Sie wirkt schleimlösend, entzündungshemmend und weitet die Bronchien und dient hervorragend zum Schutz vor Infekten in den oberen Luftwegen.
Kressesamen fördert die Milchbildung bei stillenden Müttern: 1Tl in 200ml Wasser ½ Stunde kochen, mit Honig vermischen und einnehmen. Dies schützt gleichzeitig vor lästigen Infekten.
Kresse unterstützt auch die Knochenheilung.
Und man staune: Kresse schützt vor multiresistenten Keimen: dazu im Krankenhaus 3x tgl. einige Kressesamen kauen.
Alfalfa ist eine gute Proteinquelle, enthält Vit A, B1, B6, C, E, Calcium, Kalium, Magnesium, Eisen, Zink, Phosphor, Aminosäuren Tyrosin und Tryptophan und Chlorophyll. Diese Vitalstoffe stimulieren das Immunsystem und sind gut gegen Viren und Pilze. Alfalfa enthält auch Saponine, die das Wachstum von entzündungsfördernden Giftstoffen im Darm reduzieren können.
Brokkoli, ebenso Senf und Rettich bilden Senfölglycoside (Sulforaphan), das krebsbekämpfende Eigenschaften besitzt. Bei den Brokkoli-Sprossen ist es aber in höchster Konzentration vorhanden. Brokkoli-Sprossen über Brokkoli-Gemüse gegeben, erhöhen den gesundheitlichen Effekt und die krebsbekämpfenden Eigenschaften.
Dies sind nur einige wenige Sprossen aus der ganzen Vielzahl, die es im Handel gibt. Kaufen Sie unbedingt Bio-Qualität und achten Sie darauf, dass Sie die Sprossen regemäßig wässern und dass sie nicht schimmeln. Kleine Härchen dürfen sich durchaus bilden im Laufe des Keimprozesses.
Verzehr von Sprossen:
Sprossen isst man roh, nur Sprossen von Hülsenfrüchten (Kichererbsen, Mungo-, Sojabohnen) muss man kurz in kochendem Wasser blanchieren.
Bei warmen Gerichten sollte man sie erst kurz vor dem Verzehr zugeben, so bleiben die Nährstoffe erhalten. Hitze zerstört die meisten Vitalstoffe, deshalb sind Sprossen gut für den Salat oder Smoothie geeignet oder zum Drüberstreuen über gekochte Gerichte.
Und: Finger weg von Gartenbohnensprossen – sie enthalten giftiges Phasin!
Sprossen müssen auch nicht immer auf einmal verzehrt werden, man kann sie 2-3 Tage im Kühlschrank aufbewahren oder über mehrere Tage verteilt entnehmen.
Damit wünschen wir viel Freude mit dem kleinen Küchengarten, der die besten Vitalstoffe im Winter liefert, die unser Immunsystem unterstützen und stärken.