Licht und Schatten – Gedanken zum Übergang in ein neues Jahr

Wir leben in einer Zeit der Veränderung, des Umbruchs, des Aufbruchs und passend zur Weihnachtsgeschichte, möchte ich dazu heute ein paar Worte schreiben. Auch Weihnachten ist ja, wenn wir die Geschichte betrachten, das Fest eines Aufbruchs ins Ungewisse, an dessen Ende das Licht in der Gestalt eines kleinen Kindleins im Stall geboren wird.

Vielleicht haben Sie jetzt nach den Weihnachtstagen ein bisschen Ruhe und Zeit, sich mit diesen Themen persönlich auseinander zu setzen und sich von der besonderen Zeitqualität der Raunächte inspirieren zu lassen?

Die Zeit der Rauhnächte

Diese Zeit zwischen den Jahren ist eine Zeit des Hin-Spürens was sich in mir und in meinem Leben ändern möchte. Altes möchte abgeschlossen werden, damit Neues entstehen darf. Bevor sich das neue Licht in der Welt ausbreitet, möchten alte Gewohnheiten, Denkmuster, Verhaltensweisen, Gefühlsstrukturen, die belasten oder krank machen, betrachtet und verwandelt werden. In der Psychologie nennt man das auch Schattenarbeit. Und die scheint uns in Form der Pandemie-Situation global aufgedrängt zu sein. Nicht nur zwischen Weihnachten und Neujahr. Doch gerade diese Zeit der Umstellung vom Dunkel zum Licht bietet sich an, inne zu halten. Vielleicht haben wir diese Innenschau in den letzten Jahrzehnten einfach zu wenig genutzt, sind gleich in die nächste Aktion gegangen, nach dem Geschenke auspacken in den Winterurlaub und dann wieder in den gewohnten Alltag. Nun zwingt uns die Situation dazu, mehr zu  Hause zu bleiben. Unsere Umwelt hat sichtlich „aufgeatmet“, als wir dieses Jahr weniger unterwegs waren. Wir sind in der momentanen Situation aufgefordert, uns mit unserem Innenraum, unseren Denkstrukturen, unseren Gefühlen, unseren Verhaltensweisen und deren Wirkung auf uns selbst, aber auch auf unsere Umwelt – im engeren wie im weiteren Sinne zu beschäftigen.

Krisen als Aufforderung zum Richtungswechsel

Viele Menschen bezeichnen die momentane Situation als Katastrophe – und nicht wenige erleben auch persönliche Katastrophen. Dieses Wort stammt aus dem Griechischen und bezeichnet die gefährliche Kurve bei antiken Wagenrennen, bei der leicht mal das Gefährt zum Kippen kommen kann. Das ist aber keine Aufforderung zum Stillstand oder Rückwärtsgang, sondern die Aufforderung besonders achtsam in die Kurve zu fahren und damit den Richtungswechsel vorzunehmen.

Das Ziel jeder Krise ist es, sich und seine Vorstellungen vom Leben zu ändern. Da ist jeder Einzelne gefragt und für Jeden von uns ist es ein anderes Thema. Keiner wird verschont. Dieser Virus mutiert schneller als die Forschung nachkommt um neue Prophylaxen zu entwickeln. Wir alle sind gefordert, uns den Veränderungen zu stellen. Es geht darum alte, überholte Vorstellungen von Wirklichkeit los zu lassen.

Veränderungen gehen selten ohne schmerzhafte Gefühle oder körperliche Schmerzen. Jeder von uns hängt an seinen Vorstellungsbildern und Gewohnheiten. Nun geht es darum, Licht in die dunklen Kammern unseres Seins zu bringen. Der anstehende Werte- und Bewusstseinswandel kommt von vielen Einzelnen, die ein inneres Gespür entwickeln für das was für sie stimmt, die ihre Gefühle wahrnehmen und damit umgehen können, die sich selbst immer besser erforschen und ihre Potenziale zum eigenen und zum Wohl der Gemeinschaft leben können.  Es steht an, Mit-Gefühl für mich selbst und für alles außerhalb zu entwickeln. Das beinhaltet auch, dass ich lerne, mich immer klarer mit Anderen über das, was in mir ist, auszutauschen, damit mich selbst reflektiere und mich erweitere in meinen Sichtweisen und Lebenseinstellungen.

Hilfen zur Selbsstentwicklung

Um die eigenen Anlagen besser wahr zu nehmen, dazu kann die Physiognomik eine unschätzbare Hilfe sein. Denn genau an den Rändern der eigenen Stärken und Schwächen findet Entwicklung statt. Alle Anlagen möchten gelebt werden, doch kann ich entscheiden, wie ich sie leben möchte, damit sie mir und der Welt dienen. Und ich lerne, welche Anlagen entwickelt und gefördert werden möchten.

Durch Übungen mit dem eigenen Atem und durch Atemtherapie lerne ich, in die Stille zu kommen, meinen Körper zu spüren – in immer tiefere Schichten und Gewebestrukturen zu fühlen und die Verbindung von Gedanken, Gefühlen und Körperempfinden zu spüren.

Samuel Hahnemann, der Begründer der klassischen Homöopathie wusste, dass Krankheit nicht ausschließlich materiell zu denken ist, sondern immer mit dem ganzen Leben zu tun hat.

Wolf Büntig sagte: Gesundheit kann man nicht machen, sondern üben.

Reflexionsfragen

Wenn Sie also Lust haben, diese besondere Zeit zu nutzen um neue Weichen zu stellen, Altes loszulassen und die Grundlage für ein erfülltes, frohes und gesundes Jahr 2022 zu legen, dann könnten Ihnen ein paar dieser Fragen vielleicht helfen:

  • Wie gehe ich mit derzeitigen Einschränkungen und Veränderungen in meinem Leben um?
  • Was möchte ich loslassen?
  • Was hat mich verletzt?
  • Was hat mich glücklich gemacht?
  • Was habe ich gelernt?
  • Kenne ich meine eigenen Grenzen und respektiere sie? Wo überschreite ich sie oder lasse sie überschreiten?
  • Wo in meinem Leben wünsche ich mir Heilung?
  • Wofür bin ich dankbar?

Joanna Macy, eine systemische Therapeutin schreibt, dass wir heute „…zugleich Sterbebegleiter veralteter Strukturen sind und gleichzeitig wie Hebammen an der Geburt einer neuen Kultur mitwirken. Wir sehen vor dem Unbekannten und begreifen, dass dieser Standort schwierig ist – aber extrem fruchtbar.“ Diese Geburt einer neuen Kultur findet zu allererst in Jedem selbst statt.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein lichtvolles und fruchtbares neues Jahr,

Ihr HomöoCampus-Team