Süßer Advent – Zeit für Bitterstoffe

Jetzt kommt sie wieder – die süße Zeit im Advent, dann das süße Fest mit Plätzchen, gutem, oft fettreichem Essen, Punsch, Glühwein, Stollen, Marzipan und sämtlich Leckereien, die uns in die Nase duften. Wenn es dann noch recht nass-kalt ist und man sich auf den Weihnachtsmärkten die Füße kalt steht, dann ist die Gefahr einer Erkältung groß. Auf dem Boden einer Übersäuerung durch all die wunderbaren Leckereien können sich dann die Erreger so richtig ausbreiten.

Deshalb: Regelmäßig auf Bitterstoffe achten!

Bitter ist einer der fünf Grundgeschmacksrichtungen, neben süß, sauer, salzig und umami.

Wir haben 25 Bitterrezeptoren auf der Zunge, die jedoch mit zunehmendem Alter verkümmern. Rauchen, Hitze und Säuren beschleunigen diesen Prozess.

Manch Einer sagt dann: Macht doch nichts, mir schmeckt bitter eh nicht. Bitterstoffe werden oft mit unangenehmem Geschmack in Verbindung gebracht, jedoch ist ihre Präsenz in Lebensmitteln von großer Bedeutung. Sie sind ein wichtiges Warnsignal für den Körper und helfen besonders toxische Pflanzen zu vermeiden.

Wo sind Bitterstoffe drin?

Leider sind aus vielen Salaten (Raddicio, Chicorre, Rucola, Löwenzahn…) und Gemüsen (Gurke, Brokkoli, Spinat, Artischocken) Bitterstoffe heraus gezüchtet worden. Vieles schmeckt heute nicht mehr so bitter wie früher.

Dennoch ist es sehr gesund, möglichst viele Bitterstoffe in die Ernährung zu integrieren.

  1. Grünes Gemüse: Fügen Sie mehr grünes Gemüse wie Brokkoli, Spinat, Grünkohl und Rucola in Ihre Mahlzeiten ein.
  2. Kräuter und Gewürze: Nutzen Sie bittere Kräuter und Gewürze wie Löwenzahn, Koriander, Kurkuma und Ingwer, um Ihren Gerichten mehr Geschmack zu verleihen.
  3. Dunkle Schokolade: Genießen Sie dunkle Schokolade mit einem höheren Kakaoanteil, um von den gesundheitsfördernden Bitterstoffen zu profitieren.
  4. Artischocken und Chicorée: Integrieren Sie Lebensmittel wie Artischocken und Chicorée in Ihre Ernährung, da sie natürliche Quellen von Bitterstoffen sind.

Kaffee enthält auch Bitterstoffe, doch Kaffee säuert den Stoffwechsel und sollte nur sehr eingeschränkt getrunken werden.

Wenn wir einfach nicht genügend bittere Lebensmittel essen können?

… dann helfen Bitterstoffe in Form von Tropfen oder Kräutern:

  • Bitterstern – gibt es auch zum Naschen als Praline!
  • Bittertropfen unterschiedlicher Firmen
  • Heidelberger 7-Kräuter – unbedingt langsam im Mund zergehen lassen.

Wofür sind Bitterstoffe gut?

  1. Anregung der Verdauung: Bitterstoffe regen die Produktion von Verdauungssäften an, darunter Magensäure, Galle und Enzyme, die für einen reibungslosen Ablauf der Verdauung wichtig sind. Dies trägt zur optimalen Nährstoffaufnahme bei und kann Verdauungsbeschwerden vorbeugen.
  2. Appetitregulierung: Bitterstoffe können dazu beitragen, den Appetit zu regulieren. Sie signalisieren dem Körper, dass Nahrung aufgenommen wird, was zu einem schnelleren Sättigungsgefühl führen kann. Dies kann eine übermäßige Nahrungsaufnahme und damit verbundenes Übergewicht reduzieren.
  3. Unterstützung der Leberfunktion: Die Leber spielt eine entscheidende Rolle bei der Entgiftung des Körpers. Bitterstoffe können die Leberfunktion unterstützen und die Ausscheidung von Giftstoffen fördern. Dies trägt zur allgemeinen Entgiftung des Körpers bei.
  4. Blutzuckerregulierung: Einige Studien deuten darauf hin, dass Bitterstoffe helfen können, den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Dies ist besonders relevant für Menschen mit Diabetes oder solche, die ihr Diabetesrisiko reduzieren möchten.
  5. Immunförderung: Beim Kontakt mit Bitterstoffen wird mehr Magensäure gebildet, was dazu führt, dass viele Erreger schon gleich zerstört werden. Und Bitterstoffe führen zu einer vermehrten Tätigkeit der Flimmerhärchen in den Bronchien. Damit kann sich die Lunge besser von inhalierten Toxinen befreien. Erklärt wird dieses Phänomen durch die Erhöhung der intrazellulären Calzium-Konzentration, die durch die Bitterstoffe ausgelöst wird. Auch aus diesem Grund sind Bitterstoffe die ideale Begleitung bei COPD, Asthma und anderen Lungenerkrankungen, die mit einer Bronchokonstriktion einher gehen. In Laborversuchen hat man festgestellt, dass die glatte Muskulatur der Bronchien mit dreifach höherer Relaxation Bitterstoffe reagiert als auf β2-Sympathomimetika. Beifuß und Artemisin-Derivate zeigte in Studien aus dem Jahr 2019 sehr vielversprechende Ergebnisse, was die Bronchodilatation angeht.
  6. Humor und Heiterkeit: Aus der Vier-Säfte-Lehre kombiniert mit der Temperamenten-Lehre kennen wir Choleriker, Sanguiniker, Melancholiker oder Phlegmatiker. Diese sind den vier Körpersäften gelbe Galle, Blut, schwarze Galle und Schleim zugeordnet. Die Milz ist das Organ, welches für die Blutreinigung, den Abbau überalterter Blutzellen und für die Bildung von Lymphozyten zuständig ist. Eine Funktionsstörung nach der vier-Säfte-Lehre bedeutet „Anhäufung von schwarzer Galle“ und damit Melancholie und Traurigkeit. Mittel, die die Milz stärken sorgen daher für mehr Heiterkeit. Auch in der TCM hat die Milz eine besondere Bedeutung. Sie steht für das Element Erde und die Kraft aus der Mitte. Viel Nachdenken oder Grübeln schwächen die Milz, ebenso kontinuierliche geistige Arbeit. Wird also bildlich gesehen zu viel Energie aus der Milz in den Kopf abgezogen, kommt es zu Mangelsymptomen. Das können Müdigkeit nach dem Essen, Verdauungsbeschwerden oder auch Gelüste nach „Ungesundem“ wie Süßem und Kaltem sein. Bitterstoffe sind das Mittel der Wahl, um die Milz zu stärken!

Kristine Haussner 2020

Fazit:

Bitterstoffe sind mehr als nur eine Geschmacksnuance; sie sind entscheidend für unsere Gesundheit. Durch die bewusste Integration von bitteren Lebensmitteln oder Bitterstoffen in unsere Ernährung können wir die Verdauung fördern, die Leber unterstützen und sogar zur Regulierung des Blutzuckers beitragen. Darüber hinaus sorgen Bitterstoffe für Heiterkeit und Kraft aus der Mitte. Ist Humor vielleicht doch die beste Medizin?